Engelwurz
auch zahme Angelika, Angolkenwurzel, Argelkleinwurz, Brustwurz, Gartenangelik, Geistwurzel, Luftwurzel, Wurzel des Heiligen Geistes.
Eine Halbrosettenpflanze, die in ihrem zwei- bis vierjährigen Leben ein einziges Mal blüht (Juni bis August). Die aus dem nordischen Raum stammende Engelwurz ist mit bis zu 2,5 m Wuchshöhe eine der größten heimischen Stauden.
Die Engelwurz wird als Heilpflanze angebaut. Auf Island gab es ehedem gesetzliche Bestimmungen, die Wurzel der Engelwurz auf fremden Grund auszugraben. Geregelt war im Mittelalter auch andernorts, daß ein Pächter vor Abgabe eines Engelwurzfeldes die Pflanzen abernten und mitnehmen durfte. Zahlreiche Klostergärten machten sich um den Bau dieser Pflanze verdient.
Legendarisch bekannt ist der Einsatz der Engelwurz gegen die Pest, als ein Engel persönlich dieses Kraut einem frommen Manne zur rettenden Speise empfohlen habe.
Zu arzneilichen Zwecken wird von März bis Oktober die knollige Wurzel gesammelt, woraus man Aufguß, Fluidextrakt, Geist (Kräuterlikör o. Theriakgeist, „Spiritus Ancelicae compositus”), Öl, Pulver oder Tinktur (Tinctura Ancelicae) bereitet. Gesammelt wird auch der Same.
In hoher Dosierung, wie sie durch übermäßigen Konsum arzneilicher Verordnungen vorkommen kann, ist Engelwurz giftig.
Diese Verordnung wird von Kräutermedizinern gegen Magenleiden, Fieber, Lungen- und Rippenfellentzündung und Typhus sowie als schweißtreibendes und schleimlösendes Mittel gegeben.
KNEIPP empfahl die Angelica-Wurzel bei kleinen Geschwüren als zusammenziehendes und wundschließendes Mittel. Der Grippe vorbeugend wirkt ein Tee aus der getrockneten Wurzel. „Trinke den Tee, und die gefürchtete Krankheit entweicht durch den rauchenden Schornstein.
Einen Angelikalikör, den Vespétro, stellt man aus aus 60 gr Engelwurzsamen, 8 gr Fenchelsamen, 8 gr Anissamen und 6 gr Koriandersamen auf einen Liter Branntwein her. Nach acht Tagen gibt man ein Pfund Zucker in ein bis zwei Liter Wasser und kippt die Lösung in den Branntwein. So erhält man einen Geist, der gegen Blähungen hilft und die Verdauung anregt.
Wald - Engelwurz, Wilde Engelwurz
auch Angeliken, Angolkenwurzel, Baumtropfen, Beeriblasen, Blasröhre, Brustwurzel, Büchel, Buchalter, Dudeln, Gugenkraut, Läusekraut, Ledpfeifenkraut, Luftwurz, Schoter, Spickrohr, Spritzgugen, Spritze, Sprotze, Waldröhre.
Eine in Ökologie und Verwendung sehr ähnliche Art ist die Wald- oder Wilde Engelwurz. Ihr Name deutet zwar auf ein Leben im Wald hin, meint aber eher „wild” als Gegensatz zur vorgenannten Kulturpflanze, da A. sylvestris häufiger auf feuchten Wiesen als in Wäldern vorkommt.
Ihre Wurzel war als Radix Angelicae sylvestris offizinell und wurde von KNEIPP wieder in Gebrauch genommen.
Vermischtes zur Engelwurz
Das aromatische Kraut galt einst als Mittel zum Schutz vor Hexenzauber. Die mit dem Erzengel Michael assoziierte Pflanze sollte darüber hinaus vor Tollwut, Pest und anderen Bedrohungen schützen und wurde jungen Leuten zur Zerstreuung wollüstiger Gedanken empfohlen.